Die Themen dieser Ausgabe:

Dorothea Milde, die Langin und die Unzerin ...
                                             ... der Oktober im Gleimhaus,


Newsletter des Gleimhauses 10/2022


Liebe Freundinnen und Freunde des Gleimhauses,
sehr geehrte Damen und Herren,

wie waren wir im vergangenen Oktober noch geradezu sorglos, trotz Corona. Nun blicken wir angstvoll in den Herbst. Wir sorgen uns um unseren Wohlstand, zu dem auch die Wärme gehört. Dabei weiß man, dass Angst kein guter Ratgeber ist. Auch dieses ist gewiss, dass zu unserem Wohlstand auch unsere Werte gehören. Und diese werden auch und gerade in den Museen gepflegt.

Was unser Programm im Oktober angeht: Die Ausstellung über die Quedlinburger Zeichnerin Dorothea Milde berührt und bewegt und ist bis zum 16. Oktober verlängert. Versäumen Sie nicht den Abend zu den beiden Dichterinnen Anna Dorothea Lange und Johanna Charlotte Unzerin, die in den scherzhaften Ton Gleims eingestimmt haben. Näheres erfahren Sie aus diesem Newsletter.

Ausstellung

Harzwölfin. Die Quedlinburger Expressionistin Dorothea Milde (1887 – 1964) (bis 16. Okt.)
Seit dem Tod der Dorothea Milde wird ihr Nachlass im Gleimhaus aufbewahrt. Nun wird das Werk erstmals umfassend ausgestellt. Selbst Kenner sind überrascht von der Ausdruckskraft der Werke. Mildes Architekturdarstellungen und Interieurs sind von hoher atmosphärischer Dichte. Ihre Landschaften – hauptsächlich aus dem Harz, der Lüneburger Heide und von der Nordseeküste – sind geprägt von intensivem Miterleben. Der Sturm und der Regen gehörten zu ihren Lieblingsmotiven, wie auch der Weg und vor allem der Baum. Damit fand sie Ausdrücke für Seelendramen und Metaphern für den Stand des Einzelnen zur Gemeinschaft. Schließlich gelangte sie zu einem ungegenständlichen Expressionismus. In einer seelischen Krise kam ihre Kunst zum Erliegen.

Die Ausstellung wird von einer Monografie begleitet, die im Mitteldeutschen Verlag, Halle, erschienen ist und auch streitbare Züge und Abgründe im Wesen der Künstlerin mit einbezieht (im Buchhandel 26,- €, bei uns 24,- €). Ausstellung und Buch stellen ein Werk vor, das in kaum fünfzehn Jahren der künstlerischen Tätigkeit entstanden ist und den Betrachter in seiner Expressivität unmittelbar packt. Dorothea Milde – Grafikerin, Wandervogel, Hundezüchterin und Quedlinburger Original – ist eine Entdeckung.

Veranstaltungen

So., 2. Okt., 11.15 Uhr │ Reden ist Silber, Schweigen ist Gift. Kriegskinder und Kriegsenkel. Lesung mit Krystyna Kuhn und Rolf Stemmle
In Krystyna Kuhns Roman „Tristia“ entdeckt Anne Wyss 34 handschriftliche Gedichte ihrer Großmutter. Anne ahnt, dass mit diesen Gedichten ein düsteres Familiengeheimnis verbunden ist. Am Ende muss sie sich zwischen Wahrheit und Lüge entscheiden.

Rolf Stemmle geht in seinem Roman „Das Rennplatz-Geheimnis“ der Frage nach, wie sich Kriegserfahrungen auf spätere Generationen übertragen. Er spielt in den späten 60er Jahren in seiner Heimatstadt Regensburg. Der 16-jährige Jürgen spürt einen unterschwelligen Konflikt zwischen seinem Vater und dessen Freund. Seine Suche nach der Ursache führt ihn zu den Geschehnissen bei der Bombardierung der Messerschmitt-Flugzeugfabrik. Eine Veranstaltung im Rahmen der Lesereihe „Weit wie die Welt“ in Kooperation mit dem Kulturwerk deutscher Schriftsteller Sachsen-Anhalt.

Mi., 12. Okt., 19.30 Uhr │ Geist und Muse bei Gleim: „Des hohen Geistes Feuer entdeckt allein ihr Kiel" – zwei dichtende Frauen im 18. Jahrhundert: Anna Dorothea Lange und Johanna Charlotte Unzerin
Die scherzhafte Dichtung Gleims von Wein, Liebe und Lebensfreude machte Mode. Sogar zwei Damen stimmten darin ein: Anna Dorothea Lange aus Laublingen und Johanna Charlotte Unzer aus Halle. Pikant dabei: Erstere war die Frau eines Pastors. Prof. Dr. Hans-Joachim Kertscher, der weitaus beste Kenner der Literaturgeschichte der Region, stellt die beiden Dichterinnen vor. Der Eintritt ist frei.

Sa., 15. Okt., 17 Uhr │ Jahreshauptversammlung des Förderkreises Gleimhaus e. V.
Der Förderkreis Gleimhaus e. V. hat als Träger des Museums eine ganz elementare Funktion bei dessen Betrieb. Siehe auch www.gleimhaus.de/traegerverein.html. Zur Mitgliederversammlung sind auch interessierte Nicht-Mitglieder willkommen. Um Anmeldung wird gebeten.

So., 16. Okt., 11.15 Uhr │ Europäischer Tag der Restaurierung: „Kulturerbe im Klimawandel“
Hitze, Dürre oder Starkregen sind nur drei Auswirkungen des Klimawandels, welche auch Kunst- und Kulturgut betreffen. Hierzu informieren unsere Restauratorin Stefanie Volmer und Marc Holly von der Beratungsstelle Bestandserhaltung Sachsen-Anhalt, die am Gleimhaus angesiedelt ist. Anhand ausgewählter, selten ausgestellter Objekte werden die Auswirkungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit anschaulich erläutert. Aber auch Insekten und die Wege, wie diese ins Museum kommen, werden in den Blick genommen. Dabei stehen nicht nur Bilder, Briefe und Bücher im Fokus, sondern auch das Museum selbst. Der Eintritt ist frei.

Do, 20. Okt., 15 Uhr │ Literaturgespräch bei Gleim: Rosmarie Vogtenhuber
Auch die Reihe „Literaturgespräch bei Gleim“ steht im Zeichen des diesjährigen Jahresthemas „Frauen und Künste“. Rosmarie Vogtenhuber, Dramaturgin und Regisseurin am Nordharzer Städtebundtheater, berichtet über ihren künstlerischen Werdegang und ihre künstlerischen Vorstellungen. Der Eintritt ist frei.

Aktuelles

Die Ausstellung „Plötzlich Poetin!“ zum 300. Geburtstag der Dichterin Anna Louisa Karsch wird am 1. Dezember, dem Geburtstag selbst, eröffnet. Die Schauspielerin Ines Lacroix ist als Karsch zu erleben.

In Zusammenarbeit mit dem Museumsverband Sachsen-Anhalt bietet die Beratungsstelle Bestandserhaltung Sachsen-Anhalt, die am Gleimhaus angesiedelt ist, im Winter `22/`23 eine Online-Vortragsreihe zum Thema „Sammlung & Exponat“ für das Fachpublikum an, siehe https://www.gleimhaus.de/beratungsstelle-bestandserhaltung/veranstaltungen.html.

Im Themenjahr „Frauen und Künste“ sind uns zwei einschlägige kleine Erwerbungen für unsere Grafiksammlung gelungen: Die überaus dekorativen Aquatinta-Radierungen der Hirtenstücke „Morning“ und „Evening“ der Stecherin Maria Katharina Prestel nach Philipp Peter Roos, denen man an ihrem Zustand ansieht, dass sie jahrzehnte-, wenn nicht jahrhundertelang als Wandschmuck gedient haben (https://nat.museum-digital.de/object/1218663) sowie das Porträt einer offenbar schriftstellerisch tätigen Frau von Brentano aus Winterthur (https://nat.museum-digital.de/object/1209732).


Ausblick

2.11., 19.30 Uhr │ Madame sein – ein „ellendes Handwerck“? Wer war Liselotte von der Pfalz? Ein theatraler Versuch. Mit Arnold Hofheinz, Katharina Fischer, Martin Orth

9.11., 19.30 Uhr│ „Aufklärung“ (Roman). Buchpräsentation mit Angela Steidele (Köln)

17.11., 15 Uhr │ Buchempfehlungen der Buchhandlung Schönherr

1.12., 19.30 Uhr │ Eröffnung der Ausstellung: Plötzlich Poetin!? Anna Louisa Karsch – Leben und Werk    

14.12., 19.30 Uhr │Vorstellung der neuen Edition mit Briefen und Gedichten der Karschin mit Claudia Brandt und Ute Pott

15.12., 15 Uhr │Literaturempfehlungen von Anna Louisa Karsch. Mit Ute Pott

8.1.23, 11.15 Uhr │ „Die Spazier-Gaenge von Berlin“ Anna Louisa Karsch (1722–1791). Buchvorstellung mit Annett Gröschner

11.1.23, 19.30 Uhr │ Helmina von Chézy als Autorin – Geister und Musen sowie Mütter und Töchter im Werk von Karschs Enkelin. Mit Selma Jahnke

19.1.23, 15 Uhr │ Fontane und die Frauen

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Mit freundlichen Grüßen


Das Gleimhaus-Kollegium

Herausgeber:
GLEIMHAUS
Museum der deutschen Aufklärung
in Trägerschaft des Förderkreises Gleimhaus e.V.


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38820 Halberstadt
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