Die Themen dieser Ausgabe:

#closedbutopen


Das Gleimhaus in Zeiten des Coronavirus

Newsletter des Gleimhauses 04/2020

Liebe Freundinnen und Freunde des Gleimhauses,
sehr geehrte Damen und Herren,

in diesem Newsletter können wir Ihnen eigentlich nur mitteilen, was wir Ihnen gezeigt hätten, wenn nicht ein Virus die Welt heimsuchen würde. Fast fix und fertig vorbereitet war das für die Zeit vom 4. bis zum 9. April geplante Projekt HALBERSTÄDTER FRIEDENSFENSTER von Alexander Kluge und Team in Kooperation mit der Stadt Halberstadt, dem Gleimhaus, der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, dem Nordharzer Städtebundtheater sowie weiteren kulturellen Partnern in Halberstadt zum 75. Jahrestag des Luftangriffs auf Halberstadt. Gleiches gilt für die Ausstellung "... ein rühmlich bekannter Kupferstecher". Ludwig Buchhorn (1770-1856) – Halberstadt, Dessau, Berlin, die am 18. April eröffnet werden sollte. Für beide Projekte waren die Werbematerialien sämtlich bereits gedruckt wie einst die Hochzeitsgedichte zu Gleims geplatzter Hochzeit. Ein Teil der Leihgaben war bereits im Haus, als das kulturelle, das öffentliche und schließlich sogar das soziale Leben strikt zu beschränken war. Wir wollen zufrieden sein, dass wir die Realisierung der Projekte selbst noch aufhalten und nicht die soeben eröffneten Ausstellungen nach wenigen Tagen schließen mussten, wie etwa die große Schau zum fünfhundertsten Geburtstag des Jahrtausendgenies Raffael oder auch, uns näher, die Ausstellung der Moritzburg in Halle zu Lagerfeld als Fotokünstler, was für die Kollegen vor Ort eine weit größere Herausforderung darstellt.

Auch können wir froh sein, dass uns die Pandemie nicht im Jubiläumsjahr zum 300. Geburtstag Gleims 2019 ausgebremst hat, sondern wir dieses über die Bühne bringen konnten und es nur Gleims 301. Geburtstag am 2. April 2020 ist, der nun sang und klanglos begangen wird.

Porträt Ludwig Buchhorn, Punktierstich von Auguste Hüssener nach Emma Mathieu, um 1820, Gleimhaus

Zwar sind derzeit Fristen gesetzt, bis zu denen alle und so auch unsere Veranstaltungen abgesagt sind, aber planen lässt sich für die Zeit nach diesen Terminen bislang selbstverständlich nicht.
Gleichwohl gehen wir davon aus, dass wir Ihnen die Werkschau Buchhorns und Kluges FRIEDENSFENSTER zu einem späteren Zeitpunkt zeigen werden, auch wenn dann der 75. Jahrestag der Bombardierung Halberstadts am 8. April sowie der 250. Geburtstag Buchhorns am 18. April schon vergangen sein werden.

Das Netz federt doch tatsächlich manche Einschränkung ab und erleichtert die soziale und kulturelle Isolation – zumindest ansatzweise. Sie hören und sehen von uns bei Youtube unter „Jowilu Gleim“, bei Instagram unter „@likeGleim“ und bei Facebook unter „@Gleimhaus“. Was die Kolleginnen und Kollegen den ganzen Tag so treiben, erfahren Sie außerdem unter dem Motto #closedbutopen auf unserer Internet-Seite. Sie bzw. Ihre Kinder können im Netz sogar einen akustischen Rundgang durch das Gleimhaus unternehmen, nämlich indem Sie unseren Audioguide für Kinder von der Seite www.museum.de/museen/gleimhaus abrufen, wo auch ein Dialog der „Zwei Herren in Betrachtung des Doms“, der Skulpturengruppe vor dem Gleimhaus zu hören ist. Erreichbar sind wir übrigens per Mail und vormittags auch telefonisch.

Bei dieser Gelegenheit ist vielleicht die Erinnerung daran angebracht, dass ein Museum viel mehr ist als seine Dauerausstellung, seine Sonderausstellungen, seine Veranstaltungen und seine Social-Media-Kanäle. Weitaus mehr als das, was Sie an den Wänden und in den Vitrinen sehen, lagert in Schubladen und Schränken, in Regalen und Tresoren. Doch auch hier hat das Internet seit zwei Jahrzehnten über die gedruckten Bücher und Kataloge hinaus neue Möglichkeiten geschaffen. Ein großer Teil der Sammlungen des Gleimhauses ist digitalisiert und im Internet jederzeit, von überall für jede und jeden zugänglich. Die Bibliothek und die Handschriftensammlung des Gleimhauses sind über einen OPAC (Online Public Access Catalogue) innerhalb des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV) recherchierbar unter https://opac.lbs-magdeburg.gbv.de/DB=7/LNG=DU/ Zur Publikation der Porträtgrafiksammlung nutzen wir den Digitalen Porträtindex (www.portraitindex.de), für die Porträtgemäldesammlung des Freundschaftstempels den Bildindex (www.bildindex.de) sowie Museum digital (www.museum-digital.de). Hier sind außerdem bedeutende Bestände auch der Bibliothek und der Handschriftensammlung sowie weitere Teile der Kunstsammlung präsent, und dies teilweise mit ausführlichen Texten, die mit fortschreitendem Kenntnisstand ständig aktualisiert werden
(https://nat.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=12&cachesLoaded=true). Damit können Sie sich leicht vorstellen, dass es den Mitarbeitern eines Museums auch im Home Office nicht langweilig wird.

Abb. Unbekannter Künstler: Heitere Gesellschaft bei Rast im Wald, um 1750, Gleimhaus, erworben mit Unterstützung der Fielmann AG

Die vielleicht erfreulichste Nachricht des vergangenen Monats:
Mit Unterstützung der Fielmann AG konnten wir ein um 1750 entstandenes Gemäldes eines unbekannten Meisters mit der Darstellung einer heiteren Gesellschaft auf Landpartie, die sich bei einer Rast einen Schluck Wein gönnt, erwerben. Die Heiterkeit und Lebensfreude sind neue Themen für die Dichtung und für die bildende Kunst der Epoche der Aufklärung. Zuvor waren solche Motive allenfalls als negative Beispiele von Eitelkeit, Pflichtvergessenheit und Leichtlebigkeit gemalt worden, nun dagegen als Aufforderung zur Lebensfreude. Dies entspricht auch dem Geist der scherzhaften Dichtung von Lebensgenuss und Liebesfreuden, mit denen Gleim in den 1740er Jahren als junger Dichter zum Literaturstar avancierte. Die Bedeutung des Scherzes und der Heiterkeit in der Kultur des 18. Jahrhunderts hat im vergangenen Jahr die Ausstellung „Scherz“ zum 300. Geburtstag Gleims dargestellt. Dabei hat das Gleimhaus die kulturgeschichtliche Bedeutung dieses Themas für sich entdeckt und möchte seine Sammlungen entsprechend ausbauen. Das neu erworbene Gemälde ist ein wertvoller Beitrag hierzu. Seit etwa zehn Jahren ist uns die Fielmann AG ein verlässlicher Partner bei der Erwerbung besonderer Objekte zur Ergänzung unserer Sammlungen.

Erstmals steht an dieser Stelle keine Einladung in das Haus Gleims, zumindest nicht in der analogen Welt. Besuchen Sie uns doch einstweilen virtuell. Und vor allem: Kommen Sie gut durch diese Turbulenzen!

Mit freundlichen Grüßen

Das Gleimhaus-Kollegium

Herausgeber:
GLEIMHAUS
Museum der deutschen Aufklärung
in Trägerschaft des Förderkreises Gleimhaus e.V.


Domplatz 31
38820 Halberstadt
www.gleimhaus.de

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