Rosenstengel, DDR-Literatur, Werther ... der Oktober im Gleimhaus
Newsletter des Gleimhauses 10/2023
Liebe Freundinnen und Freunde des Gleimhauses,
sehr geehrte Damen und Herren,
im Oktober sind mehrfach Autorinnen und Autoren im Gleimhaus zu Gast – fast wie zur Zeit Gleims. Das Programm hat in diesem Programm deutliche Schwerpunkte im 20. und 21 Jahrhundert, doch kommen auch Werther und Telemann zur Sprache. Näheres hierzu in diesem Newsletter.
Leseland DDR (bis 28. Jan. 2024)
Die Schau lädt zu einer Reise durch das „Leseland DDR“ auf 26 Tafeln mit Texten, Bildern und Videos ein. Sie erzählt vom Eigensinn der Menschen, die sich ihre Lektüre nicht vorschreiben lassen wollten, die für rare Bücher Schlange standen und auf der Leipziger Buchmesse so manchen begehrten Titel westdeutscher Verlage heimlich in die Tasche steckten. Die Reise führt durch ein Land, dessen Obrigkeit an die Macht des geschriebenen Wortes glaubte und es zugleich fürchtete. Sie führt durch die Welt der Krimis, Märchen, Science-Fiction sowie Kochbücher, durch Literatur aus der Sowjetunion und die Werke der schreibenden Arbeiter des sozialistischen Realismus. Sie endet mit den Schriftstellern in der Friedlichen Revolution und der DDR als Thema in der Gegenwartsliteratur.
Die Ausstellung wurde von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur herausgegeben.
Fr./Sa., 6./7. Okt., ab 11 Uhr │ Interdisziplinäre wissenschaftliche Konferenz zum „Stolbergischen Jahrgang“ Georg Philipp Telemanns nach Texten von Gottfried Behrndt
Georg Philipp Telemanns wichtigstes Arbeitsgebiet war die Kirchenmusik. Seine Kompositionen entstanden hauptsächlich für die Orte, an denen Telemann angestellt war – Eisenach, Frankfurt und Hamburg. Erst für das Kirchenjahr 1736/37 erreichte ihn ein Auftrag aus einer Residenz, mit der er in keiner dienstlichen Beziehung stand oder gestanden hat. Auftraggeber war Graf Jost Christian von Stolberg-Roßla, weshalb der Jahrgang unter dem Namen „Stolberger Jahrgang“ bekannt wurde. Die vielgestaltige Textgrundlage stammt von Gottfried Behrndt. In der Biographie des Komponisten Telemann nimmt der Jahrgang eine besondere Stellung ein.
Die Konferenz geht aus germanistischer, theologischer, historischer und musikwissenschaftlicher Sicht Fragen nach der Herkunft des Auftrags, der kulturellen Kapazitäten einer kleinen Residenz sowie der theologischen und literaturhistorischen Verortung und insbesondere der musikalischen Gestalt des Werkes nach.
In Kooperation mit dem Telemann-Zentrum Magdeburg und Marc-Roderich Pfau (Berlin).
Mo., 9. Okt., 18 Uhr │ Lesezirkel: Goethes „Werther“
Unerfüllte Liebe führt zum Selbstmord - Der Lesezirkel im Oktober ist dem ersten europäischen Exportschlager aus deutscher Feder, dem Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ (1774) von Johann Wolfgang Goethe gewidmet. Gleim war von dem Buch so beeindruckt, dass er sich gleich ein Porträt des Autors wünschte! Der Text unter: Die Leiden des jungen Werther (projekt-gutenberg.org)
Der offene Lesezirkel zu Texten des 18. Jahrhunderts trifft sich jeden zweiten Montag im Monat im Gleimhaus. Neulinge sind immer willkommen! Eintritt frei.
Mi., 11. Okt., 19.30 Uhr │ Geist und Muse bei Gleim: Susanne Stephan liest aus „Der Held und seine Heizung. Brennstoffe der Literatur“
Unlängst hat die Stuttgarter Autorin Susanne Stephan im Gleimhaus ihr Buch über Nelken vorgestellt, nun präsentiert sie die erstaunliche Geschichte des Verbrennungszeitalters. Nicht nur in geologischen Schichten und in klimatischen Veränderungen haben sich Kohle, Öl und Erdgas bemerkbar gemacht. Auch in den Leben von Autorinnen und Autoren und ihren literarischen Figuren, in Gedichten, Dramen und Romanen schwelt es seit dem Übergang vom Holzzeitalter zum fossilenergetischen Zeitalter anders, brennen sich die fossilen Treibstoffe als Motiv und poetologische Triebkraft ein. Susanne Stephan misst die Emissionen in der Atmosphäre des Literaturkanons und stößt dabei etwa in den Werken von Rilke, Goethe, Shelley, Melville, Krauß und Hilbig auf ein energetisches Unbewusstes, das nicht nur die Literatur-, Philosophie- und Erdgeschichte seit Langem schon befeuert, sondern auch die Gegenwart poetisch zu erhellen vermag. Eintritt frei.
Sa., 14. Okt., 17 Uhr │ Michael Ebert liest aus „Nicht von dieser Welt“
Eigentlich ist das Leben für Mischa eine einzige Zumutung – bis an einem Sommertag im Juli 1991 überraschend nicht sein französischer Austauschschüler vor ihm steht, sondern Sola, 17, aus Zaire, selbstbewusst, geheimnisvoll und klug. Die beiden fassen einen verwegenen Plan, der sie auf eine abenteuerliche Reise quer durch das wiedervereinigte Deutschland führt – vom Schwarzwald bis nach Halberstadt, wo die Staatsbank der DDR mehr als hundert Milliarden Ostmark vergraben hat. Ein Schatz, der für Sola und Mischa ein unwiderstehliches Versprechen ist.
In „Nicht von dieser Welt“ geht es um die großen Dinge: um Leben und Tod, um Liebe und die Kunst, nicht nur auf das zu schauen, was man verloren hat, sondern auch auf das, was bleibt. Leichtfüßig und emotional erzählt Michael Ebert, Chefredakteur des SZ-Magazins, davon, wie aus tragischen Umständen der unvergesslichste Sommer eines Lebens wird. Eintritt frei.
Gemeinschaftsveranstaltung mit dem Städtischen Museum Haberstadt.
Do., 19. Okt., 15 Uhr │ Literaturgespräch bei Gleim: Die Buchreihe „Märkischer Dichtergarten“ von Günter de Bruyn und Gerhard Wolf
Im Rahmen der Ausstellung „Leseland DDR“ widmen sich Renate Petrahn und Annegret Loose dem „Märkischen Dichtergarten“, einer Buchreihe mit Werken von Dichtern und Dichterinnen des 18. und 19. Jahrhunderts aus der Mark Brandenburg und Berlin. Sie erschien ab 1980, zunächst im Buchverlag „Der Morgen“ in Berlin, dann aber auch als Lizenzausgabe in der Bundesrepublik. Die Idee zu der Reihe war nach der Biermann-Ausbürgerung 1976 entstanden, als man nach politisch unverfänglichen Inhalten für Veröffentlichungen suchte. Die Herausgeber Günter de Bruyn und Gerhard Wolf erfuhren bei der Bearbeitung Unterstützung durch das Gleimhaus und waren auch hier zu Gast. Davon zeugt noch heute ihr Briefwechsel mit dem Gleimhaus.
Mo., 30. Okt., 18 Uhr │ „Ich bin dann er“ – Catharina Linck 1687-1721. Szenische Lesung
Der Theaterautor Marcus Everding stellt sein Bühnenstück zu Catharina Linck alias Rosenstengel vor, das 2024 in Halberstadt Premiere haben soll. Schauspielerinnen und Schauspieler des Nordharzer Städtebundtheaters bieten Auszüge dar. Zur Crowdfunding-Kampagne siehe unten. Eintritt frei.
Catharina Linck wurde am 8. November 1721 auf dem Fischmarkt in Halberstadt mit dem Schwert hingerichtet. Sie hatte unter dem Namen Anastasius Lagrantinus Rosenstengel als Mann gelebt und eine Frau geheiratet. Nun soll ein Theaterstück in Halberstadt an sie erinnern und ein Zeichen für Toleranz und Offenheit setzen. Unweit der Hinrichtungsstätte, in der Martinikirche, ist für Ende Juni 2024 die Uraufführung geplant. Der renommierte Theaterautor Marcus Everding wurde engagiert, das Stück „Ich bin dann er – Catharina Linck 1687-1721“ zu schreiben. Um das ungewöhnliche Theaterprojekt des Nordharzer Städtebundtheaters finanzieren zu können, haben sich der Geschichtsverein, das Kuratorium Stadtkultur, der Theaterförderverein und das Gleimhaus als Unterstützer eingefunden und eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen. Ab sofort ist es möglich, das Projekt zu unterstützen unter www.startnext.com/ich-bin-dann-er
Erinnern Sie sich an die schauspielerische Begegnung mit Anna Louisa Karsch von und mit Götz Lautenbach im Gleimhaus zum Abschluss des Jubiläums Karsch300 im April dieses Jahres? Auszüge aus dem Programm, wie etwa Karschs Audienz bei Friedrich dem Großen und Goethes Besuch bei Karsch sind nun auf dem youtube-Kanal des Gleimhauses zu sehen: https://www.youtube.com/@gleimhaushalberstadt501
3.11., 18 Uhr│ Gleim-Literaturpreisverleihung
4.11., 11 Uhr │ Vorstellung des Preisträgerbuchs
6.11., 15 Uhr│ Stadtspaziergang zu Frauengeschichten in Halberstadt im Rahmen der ersten Halberstädter Frauenwoche/15 Jahre FrauenOrt mit anschließender Lesung im Gleimhaus
8.11., 19.30 Uhr│ Lesung mit Bernadette Conrad: Was dich spaltet. „Halberstädter VorLesung“. In Kooperation mit der Hochschule Harz in der Hochschulbibliothek
13.11., 18 Uhr │ Lesezirkel
16.11., 15 Uhr │ Leseempfehlungen der Buchhandlung Schönherr
17.11., 9.00 Uhr │ Vorlesetag für Kinder im Grundschulalter
11.12., 18 Uhr │ Lesezirkel
13.12., 19.30 Uhr │ Bückdichware Zukunft. Vortrag von Karsten Kruschel
21.12., 15 Uhr │ Koch- und Backbücher in der DDR. Mit Annegret Loose und Susanne Wiermann
10.1., 19.30 Uhr │ Veranstaltung mit Peter Böthig (Kurt Tucholsky Museum Rheinsberg) zu Christa Wolf
18.1., 15 Uhr │ Schreibende Frauen in der DDR: Eva Strittmatter, Maxie Wander und Brigitte Reimann
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Besuchen Sie uns bald wieder. Und bleiben Sie gesund und munter!
Mit freundlichen Grüßen
Das Gleimhaus-Kollegium