Pressemitteilungen

Michael Maul erhält den Gleim-Literaturpreis 2025

Halberstadt, den 9. Juni 2025

Den Gleim-Literaturpreis 2025 erhält Michael Maul für sein 2023 im Insel-Verlag erschienenes Buch J. S. Bach. „Wie wunderbar sind deine Werke“

Kenntnisreich, leidenschaftlich und eloquent führt Maul in diesem Buch in das musikalische Schaffen Johann Sebastian Bachs als Thomaskantor ein. Er beleuchtet den historischen Hintergrund, beschreibt die kirchliche Musik plastisch, regt zum Hören an (eine ‚Playlist‘ kann genutzt werden) und macht auf verblüffende Weise deutlich, was in der Bachforschung ungeklärt ist und wie manche Wissenslücken gefüllt werden können.

Michael Maul (Jg. 1978) ist Intendant des Bachfestes Leipzig, Musikwissenschaftler am Bach-Archiv Leipzig und Professor an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Bekannt ist er auch für sein weiteres öffentliches Wirken (u.a. Podcast „Bach-Kanal“ gemeinsam mit Bernhard Schrammek).

Der Gleim-Literaturpreis wird in diesem Jahr zum 16. Mal vergeben. Die Auszeichnung ist mit 5.000,-€ dotiert. Vergeben wird sie alle zwei Jahre durch die Stadt Halberstadt und den Trägerverein des Gleimhauses, Museum der deutschen Aufklärung. Ausgezeichnet werden bedeutende Beiträge zur Erschließung der Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts, die so verfasst sind, dass sie ein größeres Publikum erreichen können. Bei dem Buch von Michael Maul ist dies in hohem Maß der Fall – die Studie ist sowohl für die musikwissenschaftliche Auseinandersetzung geeignet, führt aber auch interessierte Laien in das kirchenmusikalische Werk Bachs ein.

Frühere Preisträger des Gleim-Literaturpreises waren u.a. H. D. Kittsteiner, Gudrun Gersmann, Angela Steidele, Günter de Bruyn, Heinrich Detering und zuletzt die Historikerin Eva Seemann. Die Preisverleihung findet am 10. Oktober 2025 in Halberstadt statt.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: gleimhaus.nehring@halberstadt.de.

 

Wir sollten uns eine schöne Rast halten Olaf Wegewitz und Gleims Hüttchen Ausstellung im Gleimhaus und in Gleims Garten, 21. Juni bis 21. September 2025

Halberstadt, den 12. Juni 2025


Das Gleimhaus eröffnet am Freitag, dem 20. Juni, um 18 Uhr eine Ausstellung mit Werken des Künstlers und Naturphilosophen Olaf Wegewitz zu Gleims Gedichtsammlung „Das Hüttchen“. In zwei Zyklen von Collagen sowie einer Serie von Zeichnungen und weiteren Objekten hat sich der Künstler mit diesem bislang wenig beachteten Werk des Dichters befasst. Wegewitz fühlt sich Gleim in dessen Empathie für Mensch und Natur verbunden. Bereits 2006 hatte er im Gleimhaus eine Ausstellung zur „Klopstockquelle“ arrangiert, eine Quelle in dem Dorf Aspenstedt bei Halberstadt, die Gleim zu einem Denkmal für seinen Freund Friedrich Gottlieb Klopstock gewidmet hatte.
Im Miteinander von Handzeichnung, Schabloniertem und Gedrucktem, von gegenständlichen Motiven, atmosphärischer Malerei und collagierten Schriftkarten, von Buch und Bildnis bietet Wegewitz Variationen über das „Hüttchen“ dar. Vielfach bedient er sich dabei seiner Methode der Fortschreibung überlieferter Poesie und Bildkunst. Dichtung Gleims, eine mittelalterliche Weltkarte sowie eigene Werke werden aufgenommen und verdichten sich. Die Gestaltungen sind jeweils weniger Illustrationen im herkömmlichen Sinn als vielmehr Assoziationen.
Gleims Gedichtsammlung „Das Hüttchen“ war 1794 erschien. Die Zeiten waren schwierig: Krieg, erbitterte Debatten, tiefgreifende Veränderungen und, wie es Gleim schien, ein grassierendes Unzufriedenheitssyndrom machten den Menschen das Leben schwer. Im „Hüttchen“ entwickelte der Dichter die Vorstellung einer schlichten, ländlichen Behausung als Stätte eines Lebens in Einfachheit, Zufriedenheit und Solidarität. Eine Schutzzone sollte es sein, in der die Humanität durch die Krise bewahrt wird, um sie in besseren Zeiten von hier wieder ausgehen zu lassen. Ihre Inspiration bezog diese Dichtung aus Gleims Garten vor der Stadt. Heute ist das Areal eine Parkanlage. Hier legen Interventionen von Wegewitz die Poesie frei, die sich längst verflüchtigt hatte.
Das „Hüttchen“ des Dichters verknüpft sich im Denken des Künstlers mit der Vorstellung eines Refugiums außerhalb der Zivilisation, das zum Nachdenken über die Welt einlädt.
Ein Leitmotiv der Arbeiten von Olaf Wegewitz ist das Verhältnis zwischen Natur und menschlicher Kultur. Seine Kunst geht mit intensiver Naturbeobachtung einher. Das künstlerische Buch ist neben Malerei und Grafik sein wichtigstes Ausdrucksmittel. Doch
umfasst sein Werk etwa auch Land-art-Projekte und Skulpturen. 1999 erhielt er den Kunstpreis des Landes Sachsen-Anhalt.
Zur Ausstellung erscheint ein Leporello mit einer Textauswahl aus Gleims „Hüttchen“, Abbildungen einiger der Arbeiten von Olaf Wegewitz sowie einem historischen Aufsatz.
 

Fotonachweis (Abdruck genehmigungsfrei bei Berichterstattung):
Olaf Wegewitz, Selbstporträt © Olaf Wegewitz,
Reproduktionsfotos Foto: Hans-Wulf Kunze © Olaf Wegewitz

Pappfiguren mit Schildern

Aufklärung in Halberstadt – Gleimhaus setzt neue Impulse

Halberstadt, den 18. Dezember 2024

Nach zwanzig Jahren hat das Gleimhaus – Museum der deutschen Aufklärung eine neue Präsentation entwickelt, die nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart in den Blick nimmt. Themen des Hauses werden barrierearm vermittelt.

Mit der Eröffnung der Ausstellungsebene für Kinder Ende November ist die Dauerausstellung im „Gleimhaus – Museum der deutschen Aufklärung“ komplett. Im Monat zuvor war die neue ständige Ausstellung im Beisein von Sachsen-Anhalts Staats- und Kulturminister Rainer Robra sowie Halberstadts Oberbürgermeister Daniel Szarata eröffnet worden. Das Gleimhaus bewahrt die Sammlungen des Dichters und Halberstädter Domsekretärs Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803), bestehend aus der größten Porträtgemäldesammlung der deutschen Aufklärung sowie einer umfangreichen Bibliothek und einem Literaturarchiv.

Aufklärung wird nun in dem seit 1862 existierenden Museum nicht ausschließlich als Bewegung der Vergangenheit, sondern auch als Aufgabe der Gegenwart vermittelt. „Die Themenschwerpunkte Aufklärung, Freundschaft, Toleranz und Humanität sind die Ankerpunkte der Ausstellung – und natürlich Gleim mit seinem Leben, Wirken und seinen wunderbaren Sammlungen“ fasste die Direktorin, Dr. Ute Pott die Ausrichtung der Ausstellung zusammen. Die Ausstellung zeigt, dass in der Epoche der Aufklärung neben der Kategorie der Vernunft auch die Emotionalität eine immer größere Bedeutung einnahm. Auch werden die ‚Schattenseiten‘ der Aufklärung (z.B. beginnender Kolonialismus oder die Folgen des Versuchs der Naturbeherrschung) thematisiert. Im Erdgeschoss sind in Form eines Demonstrationszuges wichtige Protagonisten der Aufklärung mit einschlägigen Slogans versammelt. Diesen Gedanken – auch mit der Einladung, sie für die Gegenwart nutzbar zu machen – begegnet man am Ende des Rundgangs erneut. Fragen werden aufgeworfen nach dem „öffentlichen Gebrauch der Vernunft“ (Kant) auch in unserer Gegenwart und zur Notwendigkeit der Selbstreflexion im Dialog.
Gleim war der erste im deutschsprachigen Bereich, der ein literarisches Nachlassbewusstsein entwickelt und der schon im 18. Jahrhundert für die Mehrung, Sicherung und Nutzung seiner Sammlung gesorgt hat. Er wurde durch seine Sammlungstätigkeit, seine Gründung einer Stiftung und durch das Ordnen und Beschriften der Handschriften zum Begründer des ersten deutschen Literaturarchivs.

Gleim ist in der Ausstellung mehrfach zu erleben. Als Figur sitzend am Tisch im Freundschaftstempel, sprechend bei den Hörführungen und – im ersten Ausstellungsraum – repräsentiert durch ein großes, pochendes Freundschaftsherz unter seinem Porträt. Ohne Gleims Freundschaftskultur wäre das literarische Leben im 18. Jahrhundert ärmer gewesen und die Halberstädter Sammlungen nicht so überaus reich.
Im Sinne der Inklusion wurde die Barrieren herabgesetzt und zugleich der Erlebnis-Charakter beim Besuch des Hauses gesteigert. So wurden zahlreiche interaktive Stationen in den Museumsrundgang integriert. Wichtige Texte sind in einfacher Sprache verfasst. Eine eigene Kinderebene, die gemeinsam mit Kindern entwickelt wurde, sorgt für Entdeckungsangebote. Neu ist ebenfalls, dass das Museum auch Zugänge für Menschen mit Seheinschränkungen ermöglicht. Gleim selbst erblindete in dem Haus, was nicht nur durch die deskriptive Audioführung vermittelt wird, sondern an verschiedenen Stationen erfahrbar ist. Zahlreiche Informationen werden auch in Braille-Schrift geboten. Eine wichtige neue Rolle nimmt die Homepage ein, die einem breiteren Publikum die Möglichkeit gibt, den Besuch vor- und auch nachzubereiten.
Alle Maßnahmen dienen dazu, die Aufgabe des Gleimhauses als "Museum der Aufklärung" stärker zu profilieren und Partizipation sowie Selbstreflexion zu ermöglichen.
Die neue Ausstellung wurde gefördert vom Land Sachsen-Anhalt und von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Das Haus und die Sammlungen sind Eigentum der Stadt Halberstadt, die Betreibung wird über einen Trägerverein realisiert. Das Gleimhaus ist neben 22 weiteren Einrichtungen in das Blaubuch der Bundesregierung als „Kultureller Gedächtnisort von nationaler Bedeutung“ aufgenommen.
 

Buchvorstellung: Klopstock? Natürlich! Neues und Unbekanntes mit Axel Kahrs

Halberstadt, den 4. September 2024

Die nächste „Geist und Muse“-Veranstaltung am 11. September 2024 um 19:30 Uhr beschäftigt sich nochmal mit dem Jubilar Klopstock. Axel Kahrs aus Lüchow stellt sein Buch: „Klopstock? Natürlich!“  dem interessierten Publikum vor. 

Zum 300. Geburtstag Klopstocks erschien nicht nur die umfangreiche Klopstock-Biografie von Kai Kauffmann, sondern auch ein Einführungsbuch von Axel Kahrs: „Klopstock? – Natürlich! Der Dichter, die Naturlyrik und die Grafen Bernstorff“. Das reich bebilderte Buch lädt ein zur Klopstock-Lektüre und schlägt den Bogen von Klopstocks Naturlyrik zum „nature writing“ der Gegenwart. Außerdem werden zahlreiche Klopstock-Orte vorgestellt. Axel Kahrs erzählt von seinen Klopstock-Begegnungen. 

Das Buch (20,- €/2. Auflage) ist im Gleimhaus zu erwerben. Der Eintritt ist frei. Getränke sind im Angebot. 

 

links: Heidrun Güttel, rechts: Ute Pott

Buchvorstellung „Bleib übrig, Zwilling“ im Gleimhaus

Halberstadt, den 28. August 2024

Käthe Rülicke-Weiler: „Bleib übrig, Zwilling“. Zwei junge Frauen in Kriegs- und Nachkriegszeit 1943-1948. Mit der Herausgeberin Heidrun Güttel (Halberstadt) und Ute Pott

 

Über dreißig Jahre befand sich ein Typoskript der Dramaturgin, Theater- und Filmwissenschaftlerin sowie Brecht-Mitarbeiterin Käthe Rülicke-Weiler (1922-1992) in Halberstadt in Familienbesitz. Es handelt sich um ein Buch aus Briefen, Tagebüchern und Dokumenten aus den Jahren 1943 bis 1948. Zwei Freundinnen, am gleichen Tag im Sternzeichen Zwilling geboren, erzählen einander anschaulich aus ihrem Leben in Kriegs- und Nachkriegszeit, reflektieren den Wandel ihrer politischen Ansichten und finden unterschiedliche Strategien, ihre ‚Ernüchterung‘ am Ende des Zweiten Weltkrieges zu verarbeiten. Der Titel „Bleib übrig, Zwilling“ nimmt darauf Bezug, dass ein Überleben in Kriegszeiten nicht sicher war. 

Rülicke-Weiler hat viele Jahre an diesem Buch gearbeitet, das sie selbst auch als Beitrag sah, vor politischer Verführung zu warnen und (junge) Menschen zu sensibilisieren. Ihre Versuche, ihr Werk im Jahr 1989 zu veröffentlichen, blieben erfolglos. Ihre Nichte Heidrun Güttel hat Käthe Rülicke-Weilers Buch nun (unter Mitarbeit von Ute Pott) herausgegeben. 

 

Die Buchpremiere, gemeinsam mit dem Sax Verlag, findet am Freitag, 6. September, um 18.00 Uhr im Gleimhaus statt. Bücher sind vor Ort zu erwerben. Der Eintritt ist frei.